Rettungswagen-Konzeptvergleich 2017
Es ist niemals verkehrt, einmal über den eigenen Tellerrand zu schauen. Daher trafen sich am 22. und 23. Mai 2017 die Rettungsdienst-Fahrzeugtechniker vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK), dem DRK-Rettungsdienst Mittelhessen (RDMH) und der Rettungsdienst-Kooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH) zu einem kleinen Workshop im hessischen Marburg beim RDMH.
Im Fokus des Treffens stand neben dem kollegialen Erfahrungs- und Gedankenaustausch zu allgemeinen Beschaffungs- und Fuhrparkthemen auch der direkte Vergleich der jeweiligen Rettungswagen-Konzepte. Hierzu gingen jeweils ein aktueller RTW aus Schleswig-Holstein und Bayern die Reise und trafen sich quasi auf halbem Weg in Marburg mit ihrem mittelhessischen Kollegen.
Alle drei Einrichtungen setzen zentral beschaffte Fahrzeuge im Rettungsdienst ein, trotzdem unterscheiden sich die Rettungswagen bei allen Gemeinsamkeiten doch in einigen Punkten. Der Schleswig-Holstein-RTW basiert wie der RTW BY 2017 auf einem Mercedes-Benz Sprinter - nur mit Aufbau von GSF, die Kollegen des RDMH setzen hingegen aktuell einen Renault Master mit Frontantrieb und Kofferaufbau von Binz ein.
Ebenfalls mit dabei war ein RTW auf Fiat Ducato mit Baus-Aufbau des Rettungsdienst Eschenburg (RDE), einem Tochterunternehmen des RDMH.
Abweichend von bayerischen Gewohnheiten sind die Innenraum-Konzepte aus Hessen und Schleswig-Holstein. Während im Renault des RDMH eine Schiebetüre zwischen Fahrer- und Patientenraum einen raschen Wechsel von "vorne" nach "hinten" erlaubt, beeindruckt im SH-RTW die auch im Standard-RTW verbaute elektrohydraulische Fahrtrage mit Power-Load-System.
Alle an diesem Gedankenaustausch Beteiligten stimmen überein, dass den Themen "Arbeitsplatz-Ergonomie" und "Sicherheit" in künftigen Ausbaukonzepten zentrale Bedeutung zukommt. So sollen nach Sicht der Teilnehmer in Zukunft durchgängig kraftbetätigte Tragen- und Beladesysteme zur Entlastung und Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einsatzdienst Standard sein. Auch müssen sich zukünftige Innenraumkonzepte mehr den an den Arbeitsabläufen im Fahrzeug nach aktuellen Versorgungs- und Einsatzstrategien (z.B. ITLS, REBEL mit "Load-go-and-treat") orientierten, was durchgängig eine Abkehr von den gegenwärtigen Ausbaukonzepten oder zumindest deren Veränderung bedeutet.
Die Fachabteilung PEQ der BRK-Landesgeschäftsstelle stellte am Beispiel des mitgebrachten Bayern-RTW die "Vision 100" vor, welche zum Ziel hat, dass alle Insassen eines Rettungsmittels während der Fahrt zu jeder Zeit in allen Bedingungen zu 100% sicher angeschnallt bleiben können.
Ein kleiner Teil dieser Vision ist im aktuellen RTW BY 2017 bereits umgesetzt, zumindest was die Anordnung sitzplatznaher Bedienfelder betrifft. Das Grundkonzept "Bayern-RTW" in der derzeitigen Form wird jedoch für die Generation RTW BY 2021 einer massiven Überarbeitung bedürfen und die bisherige - seit 2003 unveränderte - Raumaufteilung mit Stirnwandgeschränk, Heckhochschränken und Medizintechnik an der rechten Innenwand verlassen.
Das positive Fazit dieses ersten Treffens ist, das alle Beteiligten die gleichen konzeptionellen Schwerpunkte mit identischer Wertigkeit sehen. Als eher negativ muss festgehalten werden, dass dies mit deutlichen technischen und finanzierungsseitigen Herausforderungen verbunden ist.
Wir sind trotzdem zuversichtlich und freuen uns auf eine Fortsetzung des Dialogs.
Ein paar Fotos und 360°-Panoramen der verschiedenen RTW-Innenräumen des Konzeptvergleichs finden Sie auf unserer Facebook-Präsenz unter http://bit.ly/2rCCXBi.